Tagesfahrt mit dem SoVD OV Heide in die Wilstermarsch

Der SoVD Ortsverband Heide ging wieder einmal auf Reisen: die erste Tagestour in diesem Jahr sollte uns in die Wilstermarsch führen und wir hatten einen ortskundigen Reiseführer, unseren ehemaligen Kreispräsident Karsten Peters.

Unsere Fahrt führte uns von Heide aus über Nordhastedt, Tensbüttel-Röst, Schafstedt, Eggstedt, Hochdonn, Burg nach Brunsbüttel. Unterweges konnten wir vom Bus aus die neue Mitfahrbank in Buchholz bewundern, wirklich eine tolle Idee gerade in unserem Dithmarschen. In Brunsbüttel ging es dann mit der Fähre direkt über den Nord-Ostsee-Kanal mit tollem Blick auf den Elbehafen.

Auf der anderen Seite des Kanals angekommen fuhren wir kurze Zeit später durch den Ort Büttel, der ehemals 750 EinwohnerInnen (EW) hatte und durch Aussiedlung heute nur noch 43 EW zählt. Die Gemeinde Büttel liegt am westlichen Rand der Wilstermarsch an der Elbe, an der Grenze zum Nachbarkreis Dithmarschen. Neben zahlreichen Windkraftanlagen (10 Stück) wurde in den letzten Jahren eine große Photovoltaikanlage und ein Umspannwerk für erneuerbare Energie errichtet. Gewerbeflächen für weitere Industrieansiedlungen stehen noch zur Verfügung. Treffpunkt der Gemeinde ist der „Elbkrug“, in dem auch die Gemeindever-sammlungen stattfinden. Zwei Schautafeln beim „Elbkrug“ stellen anschaulich die Entwicklung Büttels vom Handels- und Hafenort zum Industrie-Dorf dar.

Nun erfuhren wir erst einmal allgemeines zur Wilstermarsch, sie ist eine der vier holsteinischen Elbmarschen und liegt nordöstlich der Elbe zwischen deren Nebenfluss Stör, dem NOK und dem Geestrand im Kreis Steinburg.

Politisch gegliedert ist die Wilstermarsch in die Gemeinden des gleichnamigen Amtes Wilster-marsch und die Stadt Wilster, die nicht zum Amtsgebiet gehört, aber dessen Sitz ist. Zu dem Amt Wilstermarsch gehören u.a. das Kirchdorf Sankt Margarethen und die Gemeinde Brokdorf, die durch das Kernkraftwerk Brokdorf eine überregionale Bekanntheit erreicht hat.

Durchflossen wird die Marsch von der Wilsterau, entwässert wird sie u.a. über die Große Fledwettern und die Kampritt Wettern. Wahrzeichen der Wilstermarsch ist die Bockwindmühle in Honigfleth, die früher der Entwässerung diente. Ehemals gab es ca. 350 solcher Mühlen in der Wilstermarsch. Das Marschland wird noch überwiegend landwirtschaftlich genutzt, wobei der wichtigste Zweig die Viehhaltung ist. Ein bekanntes Produkt: der Wilstermarschkäse. Eingeführt wurden die Milchwirtschaft und die Käseproduktion von niederländischen Siedlern, die Anfang des 12. Jahrhunderts in die Wilstermarsch kamen, mit deren Hilfe und Erfahrung wurden hunderte von Entwässerungsmühlen gebaut, um das weitgehend unter dem Meeres-spiegel liegende Land zu entwässern.

Wir fuhren mit dem Bus durch St. Margarethen, das schon 1344 urkundlich das erste Mal erwähnt wurde. Sehr schön mit anzusehen waren die Häuser auf dem Deich, nicht umsonst hat die Gemeinde mehrfach die Auszeichnung „Schönes Dorf“ erhalten.

Weiter ging es dann nach Brokdorf, direkt an der Elbe gelegen – jetzt können wir uns auch etwas unter einem sogenannten Straßendorf vorstellen. Wir konnten uns davon überzeugen, dass Brokdorf mit dem Freibad, der Eissporthalle, der Sport- und Freizeithalle und Sportstadion ein vielfältiges Freizeitangebot bereithält. Im südöstlichen Bereich der Gemeinde liegt übrigens das Kernkraftwerk, an dem wir auch vorbeifuhren.

Weiter ging es dann in Richtung Blomesche Wildnis nach Glückstadt, auch genannt der Königstraum an der Elbe und Feinschmecker kennen und lieben ihn – den Original Glückstädter Matjes. In dieser Gegend dominiert vor allem der Gemüseanbau.

Als nächstes ging es nach Wewelsfleth, von der jahrhundertealten Schiffbautradition konnten wir uns vor Ort ein Bild machen. Wir fuhren durch Uhrendorf, direkt am Stördeich gelegen, das zur Gemeinde Beidenfleth gehört. Übrigens ist die Gemeinde Beidenfleth eine der ersten urkundlich erwähnten Siedlungen der Wilstermarsch. Im Jahre 2009 feierten die Beidenflether Gemeindejubiläum 1200 Jahre Beidenfleth.

Dann fuhren wir weiter durch Dammfleth in die Stadt Wilster. Die Stadt lässt sich übrigens auch bis ins Jahr 1163 zurückverfolgen. 1282 erhielt Wilster das Lübische Stadtrecht und ist damit eine der ältesten Städte Schleswig-Holsteins. Neben einem Einkaufszentrum gibt es im Zentrum von Wilster – rund um die St. Bartholomäus-Kirche – viele kleine Geschäfte, die zum Bummeln und Kaufen einladen.

Natürlich fuhren wir auch Richtung Ecklak, bekanntgeworden durch den kürzlich verstorbenen Jan Fedder, der dort seit 1993 einen Bauernhof besaß . Moorgebiete und Reetflächen gehören ebenso zum Gemeindegebiet wie landwirtschaftliche Flächen.

Und dann gab es für alle Mitfahrenden etwas Besonderes: wir fuhren die tiefste Landstelle Deutschlands in Neuendorf-Sachsenbande an, 3,54 m unter dem Meeresspiegel gelegen. Ohne Deiche würde die Nordsee hier bei Sturmfluten bis zu acht Meter hoch stehen. Dort machten wir natürlich eine kleine Pause und bewunderten den Artesischen Brunnen, den Schaukasten und vor allem den Markierungspfahl und fotografierten eifrig – zumal wir dabei Glück hatten, denn es war trocken, als wir ausstiegen. Übrigens gibt es inzwischen auch eine Hinweistafel an der A23 mit der Aufschrift „Wilstermarsch – tiefste Landstelle Deutschlands“.

Natürlich kam an diesem Tage auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. In einem Landgasthof in der Wilstermarsch aßen wir zu Mittag und ließen uns die „Hausmannskost“ gut schmecken.

Zurück in Dithmarschen machten wir in Tensbüttel-Röst in einem wunderbaren kleinen Hofcafè noch eine Kaffeepause und genossen dabei das ausgezeichnete Kuchen- und Tortenbuffet in seiner Vielfalt.

Gestärkt an Leib und Seele und vielen interessanten Eindrücken aus der Wilstermarsch machten wir uns danach wieder auf den Weg zurück nach Heide.

von Karin Giaffreda